Allgemeines
Unter dem Begriff Personenschutz versteht man die Gewährleistung von Sicherheit für eine bestimmte Person vor möglichen Angriffen durch Dritte. Alternativ ist der Begriff auch als Leibwache bekannt.
Sowohl private als auch staatliche Organisationen können diesen Dienst leisten. Schutzpersonen sind Menschen, die einem erheblichen Risiko vor feindlicher Fremdeinwirkung ausgesetzt sind. Dies sind meist Menschen des öffentlichen Lebens oder Personen, die aufgrund bestimmter Lebensumstände potenziell gefährdet sind (zum Beispiel im Zeugenschutz). Je nach Ausmaß des Risikos können statt einer Sicherheitskraft auch mehrere Leibwächter zum Einsatz kommen. An Zubehör tragen sie Schusswaffen, Kommunikations- und gegebenenfalls Nahverteidigungsmittel. Personenschützer sind in der Lage, durch genaue Beobachtung der Umwelt Gefahren rechtzeitig erkennen zu können.

Privater und staatlicher Personenschutz
Der Personenschutz wird entweder von privaten Sicherheitsdienstleistern erbracht oder von der Polizei übernommen. Unternehmer und Künstler nehmen in der Regel privaten Personenschutz in Anspruch. Das Sicherheitsunternehmen muss den Besitz einer sogenannten Bewachungserlaubnis erfüllen. In § 34a GewO ist festgehalten, welche Qualifikationen ein Leibwächter erbringen muss. Ein allumfassender Personenschutz schließt vor allem Kenntnisse des Objektschutzes und Fahrsicherheitstrainings mit ein. Private Dienstleister tragen mit ihrer Anwesenheit mehr zum subjektiven Schutzempfinden des Auftraggebers bei und haben kein Hoheitsrecht. Körperliche Maßnahmen dürfen daher nur in Notwehr-Situationen angewandt werden (§ 127 StPO, Notwehr, Nothilfe, Notstand). Polizeiliche Befugnisse obliegen den Behörden.

Ausbildung und Voraussetzungen
Die Sicherheitskraft mit möglichst vielen Bereichen aus der Branche vertraut sein. Eine IHK Prüfung oder 40-stündige Unterweisung sind Pflicht. Darin müssen jedoch nicht explizite Inhalte, die für den Personenschutz relevant sind vermittelt worden sein. Denn den anerkannten Beruf „Personenschützer“ gibt es in Deutschland so nicht. Ein professioneller Schütze sollte sich regelmäßig weiterbilden und notwendige Kenntnisse im Rechtswesen, der Psychologie sowie Waffenkenntnisse haben. Außerdem sollte Nahkampf, sowie Selbstverteidigung und das Proben von einem souveränen Auftreten (Knigge) Bestandteil sein. Das Beherrschen von Erste-Hilfe-Maßnahmen ist Standard. Die körperlichen Voraussetzungen sind recht anspruchsvoll und der Personenschützer sollte daher regelmäßig an der Fitness arbeiten.
Das Gehalt eines Personenschützers liegt durchschnittlich bei 2 000 Euro brutto. Mit steigernder Verantwortung und der Bewachung von Prominenten oder Politikern kann der Verdienst höher ausfallen und beginnt ab etwa 3 000 Euro brutto. Zu den Schattenseiten gehören die extrem flexiblen Arbeitszeiten. Diese richten sich frei nach dem Willen des Schutzobjektes. So kann ein geregeltes Privatleben durch den Beruf gestört werden. Personenschützer sind bedingt durch die Tätigkeit außerdem einem überdurchschnittlich hohen Berufsrisiko ausgesetzt.

Schutzpolizei
Behördliche Wächter unterscheiden sich von den Privaten durch das Arbeiten unter anderen Rahmenbedingungen. Diese schützen häufig hochrangige Politiker oder andere staatstragende Personen, welche akuten Bedrohungen ausgesetzt sind. Die Schutzpolizei ist eine Sondereinheit der Polizei. Die Hauptaufgabe ist die innerstaatliche Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung. Allgemein wird eine Einheit einem Bereich zugeordnet, um diesen zu schützen und Gefahrenabwehr zu leisten. Die Schutzpolizei ist für den Streifendienst zuständig und der Verkehrsüberwachung. Daher gehört die Verkehrspolizei ebenfalls zu dieser Organisationsarbeit. Außerdem kontrollieren Schutzpolizisten Großveranstaltungen und stellen gegebenenfalls Fahndungen aus. Die Ausbildung zum Schutzpolizisten umfasst eine Basisausbildung zum Polizisten und fachspezifische Weiterbildungskurse.

Im entfernteren Sinne gehören auch Zoll und Bundesgrenzschutz zu dieser Einheit, welche wie die Polizei dem Bundesinnenministerium unterstellt sind. Die Aufgaben beider sind die Überwachung und Sicherung der Staatsgrenze im Sinne einer Gefahrenabwehr. Die Zollverwaltung überprüft den Warenverkehr. Illegal eingeführte Objekte sollen von der Bevölkerung ferngehalten werden. So sollen bei Kontrollen illegale Güter wie Waffen, Drogen oder Produktfälschungen ausfindig gemacht und vernichtet werden. Die Abteilung Bundesgrenzschutz überwacht den Personenverkehr. Durch Verkehrskontrollen werden Zutrittspapiere von Einreisenden überprüft. Der Grenzschutz bewacht die Luft-, Boden- und Wassergrenzen. Daher kooperiert auch die Küstenwache mit der Abteilung.

In einen weiteren Bereich des Personenschutzes kommen Hundertschaften zum Einsatz. Dies sind Einheiten aus ca. 80 bis 120 Polizisten und kommen häufig bei Fußballspielen zum Einsatz. Die Hundertschaft hat in der Regel einen Zugführer und kann in Halbgruppen und Trupps unterteilt sein. Zu den Aufgaben gehört es, Gewaltausschreitungen zwischen Fans zu verhindern und deeskalierende Maßnahmen zu treffen. Gegenseitig rivalisierende Gruppen sollen von den Bundesbeamten getrennt werden. Ein weiteres Aufgabenfeld ist die Unterstützung des polizeilichen Streifendienstes (s. o.).

Sonderschutzfahrzeuge
Der allgemeine Personenschutz bedeutet nicht nur die Begleitung auf offener Straße zu Fuß. Die Leibwächter sollen den Transport einer Person von A nach B sichern. So wird die Schutzperson dann meist in einer gepanzerten Limousine chauffiert und anschließend auf dem Fußweg begleitet. Die Fahrzeuge gehören der Klasse „Sonderschutzfahrzeuge“ an. Die Panzerung soll vor Schusseinwirkung schützen. Widerstandsklassen sagen etwas über die Sicherheit eines Sonderschutzfahrzeuges aus. Die Klassen ergeben sich aus Tests in denen anhand von Schusswaffeneinwirkung aus einer bestimmten Distanz überprüft wird, wie viel ein Wagen aushält.

Beispiele der verschiedenen Widerstandsklassen:

VR1 .22 LR 10 Meter 360 m/s Kurzwaffe
VR2 9 mm Parabellum 5 Meter 400 m/s Kurzwaffe
VR3 .357 Magnum 5 Meter 430 m/s Kurzwaffe
VR4 .44 Rem. Magnum.357 Magnum 5 Meter 440 m/s Kurzwaffe
VR5 5,56 × 45 mm NATO 10 Meter 950 m/s Gewehr
VR6 7,62 × 51 mm NATO Weichkern5,56 × 45 mm NATO Weichkern mit Stahlpenetrator 10 Meter 830 m/s Gewehr
VR7 7,62 × 51 mm NATO Hartkern 10 Meter 830 m/s Gewehr
VRSG1 12/70 Massivgeschoss 10 Meter 420 m/s Flinte
VR8 7,62 × 39 mm Stahlhartkern, Brandsatz 10 Meter 740 ± 10 m/s Sturmgewehr
VR9 7,62 × 51 mm NATO Stahlhartkern 10 Meter 820 ± 10 m/s Sturmgewehr

Die Fahrzeuge sind frei erhältlich. Jedoch werden die höheren Klassen (ab VR6) bisher nur von Staatsorganen verwendet. Das Dienstfahrzeug des amerikanischen Präsidenten ist zum Beispiel ein Cadillac One aus der Kategorie VR9. Diese Sonderfahrzeuge sind hermetisch isoliert und verfügen über eine eigene Sauerstoffversorgung. Außerdem sind darin Blutkonserven enthalten. Die Reifen sind eine Sonderanfertigung und wären auch bei einem Platten fahrtüchtig.

Strategien
Die Zahl der Personenschützer variiert nach der Notwendigkeit und hängt von der Gefährdungsstufe ab (siehe Tabelle unten). Von den drei Kategorien ist Stufe 1 das höchste. Personen, die einem solch großen Gefahrenpotenzial ausgesetzt sind werden von behördlichen Schützern bewacht. Personen der dritten Stufe werden in der Regel nur von Dienstleistern aus Privatunternehmen begleitet.

Gefährdungsstufe:

1 Die Person ist erheblich gefährdet, mit einem Anschlag ist jederzeit zu rechnen (hochrangige Politiker)
2 Die Person ist gefährdet, ein Anschlag ist nicht auszuschließen.
3 Eine Gefährdung der Person ist nicht auszuschließen. (Künstler, Unternehmensvorstand)

Je nach Gefährdungsstufe werden bestimmte Maßnahmen getroffen.

Wenn nur ein Begleitschützer verfügbar ist, hält dieser sehr engen Kontakt zu seinem Auftraggeber. Bei mehreren Wächtern sollen alle Seiten möglichst abgedeckt werden. Eine beliebte Formation in der Leibwache ist das Schutzkreuz. Die Sicherheitskräfte bilden ein karoartiges Muster in dessen Mitte sich die Schutzperson befindet. Dabei tragen die Wächter Zivilkleidung und passen sich dem Straßenbild unauffällig an. Bei mehr Personal kann auch ein Ring um den Betroffenen gebildet werden.